Fahrplanwechsel zum 7. Januar nach kompliziertem „Tetris-Spiel“
 

Am 7. Januar 2018 ist es soweit: Dann tritt der neue Fahrplan der Stadtwerke Neuss in Kraft. Viel ändert sich mit diesem Winterfahrplan jedoch nicht für die Kunden. Etwa 95 Prozent der bisherigen Verbindungen bleiben bestehen. Ausnahme sind beispielsweise die Abfahrzeiten der Einsatzwagen auf der Linie 858 von Kapellen nach Grevenbroich in den frühen Morgenstunden, die wegen des hohen Schüleraufkommens angepasst wurden, sowie die Zeiten des Taxibusses 850T in Allerheiligen. Doch warum sind Fahrplanwechsel überhaupt notwendig? Wie schwierig ist die Umsetzung? Und was ist dabei zu beachten? Das Stadtwerke-Online-Magazin blickt hinter die Kulissen bei den „Machern“ der Fahrpläne und klärt auf, was die Arbeiten am Fahrplan mit „Tetris“ gemeinsam haben.

12 Linien, 83 Busse, rund 180 Fahrer, 380 Haltestellen sowie ein 158 Kilometer langes Liniennetz – das sind die Kennzahlen, mit denen die699x502-Rose-vonWirth.jpg Stadtwerke Neuss arbeiten, um rund 26 Millionen Kunden pro Jahr befördern zu können. Diese Daten bilden aber nur die Basis für die eigentliche Arbeit an den Fahrplänen. Stefan Rose, Frank Börger und Marco von Wirth sind drei Stadtwerke-Mitarbeiter, die stetig an den Fahrplänen tüfteln: Rose und Börger als Praktiker, die die komplexen Grafiken zu Linien, Fahrern, Anschlüssen, Baustellen, Ruhe- und Lenkzeiten am Computer im Auge haben und entsprechend verändern, sowie von Wirth, der sich augenzwinkernd selbst als „Theoretiker“ in diesem Bereich bezeichnet. Seine Aufgabe sei vor allem die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Aspekte sowie der Kundenbedürfnisse, erklärt er.

Wirklich fertig wird die Arbeit am Fahrplan nie

Wie komplex Fahrplanänderungen sind, verdeutlicht Marco von Wirth, Fahrdienstleiter bei den Stadtwerken Neuss: „Wir müssen Baustellen und Kundenwünsche, politische Entscheidungen oder Empfehlungen von Schulverwaltungsämtern ebenso berücksichtigen wie Vorgaben zu Lenk- und Ruhezeiten der einzelnen Fahrer.“ Zudem müssen die Stadtwerke Neuss wirtschaftlich arbeiten und Fahrzeuge sowie Personal optimal einsetzen.

Stefan Rose und sein Kollege Frank Börger sind bei den Stadtwerken Neuss für die operative Umsetzung des sogenannten Fahrplanbuchs verantwortlich. Wirklich fertig werden sie mit ihrer Arbeit nie. „Kaum ist der eine Fahrplanwechsel in Kraft getreten, arbeiten wir bereits am nächsten“, erklärt Stefan Rose. Das ist auch jetzt nicht anders. Bereits am 5. Februar 2018 ist die nächste Fahrplanänderung notwendig. Grund: Dann ist die Preußenstraße in Neuss, die zwei Jahre lang aufgrund einer Baustelle gesperrt war, wieder befahrbar. „Bislang musste die Linie 842 eine Umleitung fahren“, erläutert Rose. Im Februar soll aber die Preußenstraße wieder frei sein und der Bus kann seine ursprüngliche Route fahren.

Aber auch eine Rückkehr zur alten Strecke ist mit viel Aufwand verbunden. „Denn wir müssen selbstverständlich die Taktung aller anderen Linien von Bahn, Rheinbahn, BVR (Busverkehr Rheinland) sowie S-Bahn berücksichtigen“, so Rose. „Es ist ein bisschen wie Tetris spielen“, sagt von Wirth. Ein besonders kompliziertes „Tetris“-Spiel: Möglichst alle Lücken füllen mit unterschiedlichsten Vorgaben.

Gesamtkapazität optimal nutzen

Es allen Recht zu machen, sei kaum möglich, geben Stefan Rose und Marco von Wirth zu. „Mal ist der eine zufrieden und der nächste wiederum unzufrieden.“ So wie bei der geänderten Taktung der Buslinie 858 in den frühen Morgenstunden. „Weil der zur Entlastung eingesetzte Zusatzwagen um 7:12 Uhr zu voll mit Schülern war, haben wir nach Absprache mit der Stadt Grevenbroich die Abfahrtzeiten geändert“, erklärt von Wirth. Dass der Bus ab Januar sieben Minuten früher abfährt, bedeutet für die betroffenen Schüler zwar ein etwas früheres Aufstehen. Die Gesamtzahl der Schüler soll sich so jedoch besser auf die drei eingesetzten Fahrzeuge verteilen. „Denn wir können leider nicht beliebig viele Busse und Fahrer einsetzen“, so von Wirth. Es stehe nun mal eine gewisse Gesamtkapazität zur Verfügung, die in den frühen Morgenstunden, wenn besonders viele Pendler und Schüler unterwegs seien, optimal genutzt werden müsse.

 

Mit dem Bus von A nach B

Wer wissen möchte, wie er mit dem Bus von A nach B kommt, findet auf unserer Internetseite die elektronische Fahrplanauskunft zur Direkteingabe genauso wie die einzelnen Fahrpläne der gewünschten Linie zum Download.

»zur Fahrplanauskunft

Was dabei zu alles zu berücksichtigen ist, zählt der Fahrdienstleister auf: Welche Linien in welcher Taktung fahren, wie viele Fahrer für wie viele Busse zur Verfügung stehen und welche Anschlüsse zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln wann bestens korrespondieren. Wenn beispielsweise Deutsche Bahn oder Rheinbahn Zeiten oder Linien ändern, müssen die Mitarbeiter der Stadtwerke Neuss mit ihren Buslinien ebenfalls darauf reagieren. „Dabei müssen wir auch berücksichtigen, wie die jeweilige Verkehrssituation zu bestimmten Zeiten ist“, erklärt von Wirth. Sobald die Straßen voll sind, kommen auch die Busse nur langsamer durch.

263x450-Fahrplan.jpgWann fahren welche Linien wo? Gedruckt und digital

Damit nicht genug: Fahrpläne sind nicht nur an Wochentagen und Wochenenden unterschiedlich, sondern auch im Laufe des Tages ändert sich die Taktung der Busse. Morgens und zum Feierabend fahren mehr Busse, tagsüber und abends weniger. Teilweise werden auch Taxibusse angeboten, wenn kaum Fahrgäste zu erwarten ist. Und dann gibt es im Laufe eines jeden Jahres die zahlreichen Extra-Fahrpläne. Ob Karneval oder Schützenfest, verkaufsoffene Sonntage oder Ferien – für die unterschiedlichsten Kundenbedürfnisse passen die Stadtwerke Neuss die Fahrpläne entsprechend an.
Wann welche Linien wo fahren, steht alles im Fahrplanbuch in gedruckter Form. „Zudem beliefern wir die zahlreichen Hintergrundsysteme“, sagt von Wirth. Dazu zählen beispielsweise die elektronische Fahrplanauskunft sowie die Nahverkehrs-App der Stadtwerke Neuss. „Aber auch die Dispositionssysteme für unsere Fahrer gehören dazu“, so von Wirth. Denn so komplex die Fahrpläne sind, so unterschiedlich sind auch die Dienstpläne der Fahrer. Deshalb holt sich jeder zu Dienstbeginn seine persönliche Fahrerkarte ab.

Bereits jetzt tüfteln am Sommerfahrplan

Stefan Rose und Frank Börger haben den neuen Winter-Fahrplan erst kürzlich fertiggestellt. Doch bereits jetzt tüfteln sie über dem Sommerfahrplan für 2018. Und wieder ist es für sie und ihren Kollegen Marco von Wirth wie beim „Tetris-Spiel“: Aus unterschiedlichsten Vorgaben ein möglichst lückenloses Puzzle zu bilden.

Ihre Bärbel Broer, freie Journalistin und Autorin des Stadtwerke-Magazins

Bisher keine Kommentare

Kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Benötigte Felder sind markiert *

Wenn Sie die Zeichenkette nicht korrekt lesen können, laden Sie bitte die Seite erneut.