Steilster Anstieg in Neuss liegt unter
Wasser: der Erftkanaldüker im Hafen

Wenn vom steilsten Anstieg in Neuss die Rede ist, denkt wohl jeder sofort an die Skihalle. Doch es gibt noch eine ebenso beachtliche Steigung. Nur ist sie für die Öffentlichkeit weder zugänglich noch erkennbar. Denn sie liegt unter Wasser. Genauer gesagt unter dem Zulauf des Hafens – dem sogenannten Erftkanal – von der Düsseldorfer Straße zur Königsbergerstraße. Gemeint ist der Erftkanaldüker. Dieser Düker ist ein rund 125 Meter langer, gekrümmter Betontunnel, durch den zahlreiche Ver- und Entsorgungsleitungen führen.

2019-025-Erftkanald%C3%BCker%20Kanal.jpgBetontunnel unter Hafen

Der Düker ist begehbar, misst etwa zwei Meter im Durchmesser und liegt an seinem tiefsten Punkt knapp zehn Meter unter der Sohle des Hafenbeckens. In Betrieb genommen wurde er 1975 zunächst für die Ableitung von Abwasser aus den westlichen und nördlichen Stadtgebieten zur Kläranlage Neuss-Ost. Neben drei Abwasserdruckrohrleitungen, für die die Infrastruktur Neuss (ISN) verantwortlich ist, wurde hier auch eine 30 Zentimeter dicke Gasleitung der Stadtwerke Neuss verlegt. „Sie wurde 1992 errichtet“, erklärt Florian Krah. Der Leiter der Abteilung Leitungsbetrieb / Technischer Kundendienst ergänzt: „Es ist eine spezielle Leitung, über die Gas mit einem Hochdruck von 25 bar zu einem Kunden geliefert wird.“ Einmal im Monat überprüfen zwei Mitarbeiter der Stadtwerke Neuss diese Gasleitung auf mögliche Leckagen. Ein schmaler Durchgang in der Mitte des Betonrohres ermöglicht die Inspektion der Leitungen.

Sicherheitsmaßnahmen für jeden Kontrollgang

Für Kontrollgänge muss der Düker zuvor künstlich belüftet werden. Schließlich drückt das Pumpwerk an der Düsseldorfer Straße rund fünf Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr unter dem Erftkanal hindurch auf die andere Hafenseite. Das bedeutet aber auch, dass der Sauerstoffanteil in der Luft zu gering ist um Atmen zu können. Daher wird nach der Belüftung, bevor die Kontrolleure in den Düker steigen, die Atmosphäre auf Gase geprüft – das sogenannte Freimessen, erklärt Krah. „Während der Kontrollen tragen unsere Mitarbeiter zudem spezielles Sicherungsgeschirr für die Arbeit in den Schächten.“

Auch persönliche Gas-Messgeräte zählen zu ihrer Ausrüstung. Diese dienen der Überwachung, ob sich im Düker Gase wie Kohlendioxid befinden, die die Mitarbeiter gefährden könnten, so Krah. Darüber hinaus zählt zur Ausrüstung ein Messgerät, um die Erdgasleitung auf Leckagen zu überprüfen. „Denn das Erdgas, das durch den Düker geleitet wird, ist nicht odoriert“, sagt Krah. Im Klartext: Erdgas ist grundsätzlich geruchlos. Keiner im Düker würde riechen können, wenn Gas austritt und die Gefahr wäre nicht erkennbar, erst wenn es zu spät ist – daher die persönlichen Messgeräte, die neben den zwei festinstallierten Messsonden zur Überwachung für zusätzliche Sicherheit im Düker sorgen.
Für all’ jene, die meinen, schon Gasaustritt gerochen zu haben, sei erklärt: Erdgas, das durch die Stadt geleitet wird, ist mit einem speziellen „Duftstoff“ versetzt. „Wenn Gas austritt, kann der Kunde sofort den bestialischen Gestank wahrnehmen. Es riecht stark nach faulen Eiern“, sagt Krah.

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Steile Rampe zum Hafenbecken

Im Erftkanaldüker überprüfen die Mitarbeiter der Stadtwerke Neuss insbesondere die Schweißnähte der Gasleitung. „Die Intervalle der Kontrollen sowie weitere Auflagen sind gesetzlich vorgeschrieben“, erklärt Florian Krah. Auf der einen Seite hat der Tunnel nur ein leichtes Gefälle, zum Ausstieg zwischen Hafenbecken IV und V führt jedoch eine steile Rampe hinauf. Der Aufstieg macht nicht nur stramme Waden, sondern erinnert an alpine Steigungen. Wie das ist, die steile Rampe zu erklimmen, bleibt jedoch allein den Technikern vorbehalten. Denn der Düker wird nur für Inspektionen geöffnet und ist daher nur für Fachleute der Stadtwerke Neuss und der ISN zugänglich. Wenn „Vater Rhein“ sein Bett verlassen hat, unterbleibt die Kontrolle. Denn bei Hochwasser kann eine bis zu vier Meter hohe Wassersäule auf dem Einstiegsschacht stehen. Um diesem Druck standhalten zu können, wurde der Haupteingang, der vor dem Rheindeich liegt, besonders abgedichtet. Bis jetzt mit Erfolg – die Pumpen, die am tiefsten Punkt des Dükers installiert sind, wurden bislang selten gebraucht.

Ihre Bärbel Broer, freie Journalistin und Autorin des Stadtwerke-Magazins

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