Hochwasser am Rhein:
Eine Gefahr für das Wasserwerk Rheinbogen?
 

Bäume, die aus dem Wasser ragen, überschwemmte Wege und Wiesen: Der Rhein tritt auch in Neuss seit Tagen weit über seine Ufer. 8,37  Meter war der Höchststand am Pegel Düsseldorf in der Nacht von Montag auf Dienstag. Seit gestern sinkt der Pegel langsam wieder. Spaziergänger müssen andere Wege gehen und im Stadtgebiet ist das Tiefbaumanagement  mit Vorbereitungen zum Hochwasserschutz aktiv gewesen. Doch was macht man bei Hochwasser mit einem Wasserwerk, das direkt am Rhein steht? Das Stadtwerke Neuss Wasserwerk Rheinbogen ist tatsächlich nur weniger hundert Meter vom Flussbett entfernt. Von der Fleher Brücke aus kann man es sehen. Aktuell kommen wir gar nicht mehr trockenen Fußes zum Gebäude. Es scheint, das Wasserwerk ist von der Außenwelt abgeschnitten. Können die Stadtwerke dann überhaupt noch Trinkwasser liefern? Welche Vorbereitungen treffen wir, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten? Und wie schlimm ist das diesjährige Hochwasser im Vergleich zu manchen Vorjahren?

Schleusen dicht und weiter geht’s: Trinkwasser in Hochwasserzeiten

Aktuell kommt niemand mit einem regulären Auto zum Wasserwerk Rheinbogen. Eine Senke in der Zufahrt ist mit Wasser  vollgelaufen. Blickt man von der benachbarten Fleher Brücke auf das Wasserwerk, wirkt es fast, als würde das einzelne Gebäude auf einer Insel stehen. Können wir denn dann trotzdem noch Trinkwasser liefern? Die Antwort lautet ganz eindeutig: Ja! Stefan Alef, Abteilungsleiter Anlagenplanung und –betrieb, erklärte uns im Gespräch warum keine Gefahr für die Trinkwasserversorgung besteht. „Wir steuern und überwachen den Betrieb unserer beiden Wasserwerke Broichhof und Rheinbogen über unsere Leitstelle – 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Die Leitstelle sitzt nicht direkt in den Wasserwerken, sondern an der Moselstraße. Wir sind also schon mal personell unabhängig vom Standort.  Und zur Not würden wir natürlich auch mit einem Boot ans Wasserwerk heranfahren können.“ Tatsächlich mussten die Kollegen beim Rheinhochwasser 1993 mit dem Boot zum Gebäude schippern. Damals lag der Pegel bei  10,24 Metern und damit noch mal knapp zwei Meter über dem diesjährigen Wasserstand.
 

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Das Wasserwerk Rheinbogen 2011 - Der Pegelstand ist mit dem heutigen Hochwasser vergleichbar.

Auch technisch besteht keine Gefahr. „Wir fördern im Rheinbogen Rohwasser, das über eine sogenannte Dükerleitung zu den Kollegen nach Düsseldorf gelangt. Dort wird es zu Trinkwasser aufbereitet und an uns zurück geschickt. Dieses System ist bis zu einem gewissen Wasserstand hochwasserunabhängig.“  Mit dem Hochwasser steigt allerdings der Grundwasserstand. Und dies hat sehr wohl Einfluss auf die Rohwasser-Förderung. „Aus diesem Grund haben wir den Zufluss des Wassers zum Brunnen gedrosselt.  Damit fließt dem Brunnen weniger Wasser zu.  Wäre dies nicht geschehen, würde der Keller des Wasserwerks vermutlich jetzt unter Wasser stehen“, so Stefan Alef. Das ist übrigens im bereits erwähnten Hochwasserjahr 1993 passiert.

Wäre das Hochwasser in diesem Jahr noch weiter gestiegen, könnte man sogar den Betrieb des Wasserwerkes einstellen und würde dennoch weiter Trinkwasser ins Versorgungsgebiet liefern können. Der Trick: Die Zusammenarbeit mit Düsseldorf und dem ebenfalls zu den Stadtwerken Neuss gehörige Wasserwerk Broichhof im Neusser Norden.  Mehrere Wochen könnte so die Trinkwasserversorgung auch ohne den Rheinbogen aufrechterhalten werden. 

Hochwasserschutz am Wasserwerk: Weg mit dem Totholz

Neben der Zuflussregelung zum Brunnen gibt es noch weitere Aufgaben in Sachen Hochwasserschutz, die die Kollegen am Wasserwerk übernehmen. So muss das Gelände um das Wasserwerk frei von sogenanntem Totholz sein.  Stefan Alef erklärt, warum das wichtig ist: „Herumliegende Äste oder von Stürmen umgeknickte Baumstämme müssen wir schnell abtransportieren. Das ist notwendig, damit das Totholz bei Hochwasser nicht hochgeschwemmt und vom Wasser mitgerissen wird. Dieses Holz könnte sonst den Deich beschädigen.“
 

Ist das  Hochwasser vorbei, warten vermutlich weitere Aufgaben auf die Kollegen. Meist muss der Zaun um das Werksgelände teilweise erneuert und instandgesetzt werden. Aber so schlimm wie es 1993 war, wird es mit Sicherheit nicht. Da musste der komplette Keller saniert werden.  Allerdings glaubt Stefan Alef, dass es auch in den kommenden Jahren nicht mehr so weit kommt.  „Anders als noch vor 20 Jahren, können  Hochwasserpegel  ganz anders vorhergesagt und digital eingesehen werden. Damals hatten wir den überfluteten Keller, weil wir die Schleusen nicht mehr rechtzeitig schließen konnten.“

Pegelstände online beobachten

Auf der Internetseite der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes kann man jederzeit und aktuell die Wasserstände aller schifffahrtsrelevanter Pegel nachlesen.

» Wasserstände checken

Mit dem Boot zum Wasserwerk: Historische Pegelstände am Rheinbogen

Im Vergleich zu manch einem anderen Jahr ist das diesjährige Hochwasser noch glimpflich abgelaufen.  Gemessen ab 1954  - seitdem ist das Wasserwerk Rheinbogen in Betrieb - war (nicht nur) für das Wasserwerk das Jahr 1995 mit einem Pegelstand von 10,32 Metern am schlimmsten. Ein paar historische Bilder möchten wir Ihnen da nicht vorenthalten.

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Felder statt Hochwasser: Das Wasserwerk Rheinbogen bei regulären Pegelständen

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Die Insel "Rheinbogen" (1993)

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Hochwasserstand 1993

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Blick ins Innere des Wasserwerks: Der Keller läuft voll. (1993)

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Hochwasser 1970. Im Hintergrund das von Wasser eingeschlossene Wasserewerk

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Zugang nur über den Wasserweg möglich (1993)

Danke: Hochwasserhelferinnen und –Helfer im Einsatz

Unabhängig davon, wie die Schleusen in unserem Wasserwerk eingestellt sind: Wir danken allen Kolleginnen und Kollegen, freiwilligen Helferinnen und Helfern außerhalb und innerhalb der Stadtwerke, die sich dieser Tage im Hochwasserschutz engagieren und einsetzen.

Ihre Jessica Wolf aus der Unternehmenskommunikation

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